Das ewige Eis?!?

Am vergangenen Wochenende habe ich mir gleich zweimal selbst gratuliert:

Das erste Mal, dass ich unsere 160 $-teure Gletschertour auf Samstag verschoben habe, sodass wir dem Starkregen am Freitagmorgen gerade so entkommen sind. Und zum zweiten Mal, dass ich die Eingebung hatte kurz nach meinem Autokauf eine Mitgliedschaft beim neuseeländischen ADAC (AA) zu beantragen. Beides hat sich in den letzten Tagen als sehr vorteilhaft erwiesen. Aber alles von Anfang.

 

Freitagmorgen bin ich aufgewacht und wie war es nicht anders zu erwarten: Es regnete…mal wieder. Fox Glacier ist ein ziemlich kleiner Ort mitten in der Pampa, der wunderschön ist, bei schlechtem Wetter aber nicht viele bzw. eigentlich gar keine Möglichkeit zur Freizeitbeschäftigung bietet. Also mussten Kristina und ich uns den Tag wohl oder übel im Hostel um die Ohren schlagen, was die ersten zwei Stunden auch noch ganz gut klappte. Dann gingen uns allerdings die Ideen aus und wir saßen deprimiert in unserem Zimmer und starrten in den Regen. Der einzige Punkt, der uns zu diesem Zeitpunkt erfreute, war der, dass wir uns gerade in unserem „schönen“, warmen Zimmer befanden und nicht pitschnass auf dem Gletscher rumlaufen mussten. Also alles richtig gemacht!

 

Plötzlich, innerhalb von nur wenigen Minuten hörte es auf zu regnen, der Himmel riss auf und die Sonne kam raus – blauer Himmel soweit wir gucken konnten. Sowas hab ich echt noch nicht erlebt ;) Und nur zehn Minuten später befanden wir uns schon auf dem Weg zum Lake Matheson, den wir in einem eineinhalbstündigen Spaziergang umrundeten und dabei tolle Bilder von den Bergen und dem See machen konnten. Wir hatten sogar das Glück und haben die Reflektion im Wasser gesehen, die normalerweise laut Reiseführer nur früh morgens und am Abend zu sehen ist.

 

Am Samstag sollte dann unsere Gletscherwanderung sein und oh Wunder: Kein Regnen! Nein, es schien sogar die Sonne und ich war super gelaunt. Nachdem wir ungefähr eine Stunde bis zum Rand des Eises gelaufen waren, schnallten wir unsere Eisschuhe an (keine Ahnung wie man die Dinger nennt. Auf jeden Fall meine ich so ein Gestell mit Haken dran, damit man im Eis nicht weg rutscht J) und los ging es in den Gletscher rein. Die ganze Tour dauerte ca. 9 Stunden und ich muss sagen, es hat sich wirklich gelohnt. Wir sind richtig weit nach oben gewandert, über Gletscherspalten gesprungen, durch Eishöhlen gerutscht und an Wänden vorbeigegangen, die etwa 20 Meter in die Höhe ragten. Wirklich beeindruckend.

Erstaunlich ist aber, wie schnell sich so ein Gletscher verändert. Täglich werden neue Stufen in das Eis gehauen, die nach ein paar Stunden wieder an anderen Stellen oder ganz verschwunden sind. Man konnte etwa zehn Meter über dem heutigen Einstieg in das Eis eine Treppe erkennen, die, so unser Guide Tex, vor gerade mal drei Jahren als Einstieg gedient hatte. Daran konnte man wirklich mit eigenen Augen sehen, wie schnell so ein Gletscher schmilzt und wie drastisch doch die Klimaerwärmung, auch hier im fernen Neuseeland, fortgeschritten ist.

 

Am selben Abend wollten wir dann noch den schönen Tag mit einem „Feierabendbier“ am Lake Matheson ausklingen lassen. Aber als wir gerade all unsere Sachen ins Auto geladen hatten und uns auf einen schönen warmen Abend inklusive Sterne gucken freuten (! Der Nachthimmel hier ist wirklich unglaublich schön) gab mein Auto den Geist auf und wollte einfach nicht anspringen. Na super....vor zwei Wochen gekauft und schon kaputt!

Auf der Suche nach einem hilfsbereiten Hostelbewohner, der womöglich ein Überbrückungskabel samt Auto dabei hatte, fand ich dann Balu, ein Deutscher, der auf die glorreiche Idee kam, mein Automatikwagen könnte, wenn man ihn den Berg runter rollt von selbst anspringen. Wie das funktionieren sollte, war mir da schon ein Rätsel, aber in meiner Not probierte ich einen Versuch. Es funktionieret natürlich nicht…oh Wunder! Also stand ich jetzt mitten in einer Kurve an der Straße und fragte mich verzweifelt was ich jetzt machen sollte. Zu Hause hätte ich sofort meinen Paps angerufen, der hätte meinen kleinen Fiesta schon wieder zum Laufen gebracht. Aber okay, hier war kein Paps und deswegen musste ich das alleine schaffen. Da fiel mir wieder ein, dass ich doch eine Mitgliedschaft im AA abgeschlossen hatte und definierte mein derzeitiges Problem als Grund genug dort anzurufen. Die kostenlose (! Das würde es in Deutschland nie geben) Servicehotline nahm mein Problem dann auch auf und am nächsten Morgen kam ein netter Herr von AA vorbei, der mein Auto überbrückte….und siehe da, es sprang wieder an. Also lag es an der Batterie. Aber ich habe wirklich keine Ahnung wie die leer gehen konnte, hatte ich doch immer darauf geachtet, dass das Licht aus war. Naja…ich bin auf jeden Fall glücklich, dass ich diese AA-Membership gemacht habe, denn sonst stände ich wahrscheinlich immer noch da und würde versuchen Balus tollen Tip umzusetzten J

 

Das Sternegucken haben Kristina und ich dann auf die nahegelegene Parkbank verschoben, wo der Abend doch noch ganz lustig endete.

 

Mittlerweile bin ich in Haast und hoffe, dass mein Auto morgen wieder anspringt….ihr dürft gespannt sein.

 

Liebe Grüße an nach Deutschland :-*

 

 

Anmerkung von Montag, 27.02.2011: Mein Auto ist schon wieder nicht angesprungen und ich musste mir erneut Starthilfe holen. Jetzt bin ich in Wanaka und bin direkt in eine Werkstatt gefahren und mal eben ne neue Batterie für 170 $ gekauft….ich habs ja ;)

Der Weg von Haast nach Wanaka war ein Traum und hier in Wanaka ist es wirklich richtig schön. Ein Job hab ich noch nicht gefunden. Scheint so, dass die Hostels, Cafés und Bars niemanden brauchen. Naja, ich werde trotzdem eine Weile bleiben.

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Paps (Dienstag, 28 Februar 2012 01:25)

    Hallo meine Süße!

    Beim Lesen dieses schönen Blogs kommt mir in Erinnerung, wie oft ich dich zum joggen überreden wollte - immer vergeblich. Und jetzt kletterst du neun Stunden in einem Gletscher herum und findest es toll! Es ist schon erstaunlich, wie NZL die Interessen von Menschen verändern kann.
    Ich bin übrigens sehr stolz auf dich, wie du das mit deinem Auto geregelt hast. Obwohl dein Paps dir nur über die unbedeutende Entfernung von 20.000 km per Telefon Tipps geben konnte:-). Jetzt sollte das Auto aber möglichst bis zum Schluss durchhalten - hoffen wir das Beste.
    Bin schon auf deinen nächsten Bericht aus Wanaka gespannt.....

    Alles Liebe, dein Papsi

  • #2

    Paps (Dienstag, 28 Februar 2012 01:30)

    ...ach ja, und die "Dinger" nennt man Steigeisen!! :-)